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nach plappern / nach denken

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enira
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nach plappern / nach denken

Beitrag von enira »

[classified as: jugendsünde einer (noch) unreifen virtuellen persönlichkeit]

An mir ist die Übungsraumgang-Aufkehr-Aktion spurlos vorbeigegangen und ich habe das Plakat dazu erst heute entdeckt. Ich wäre sehr an einem "Bericht" darüber interessiert.

Abgesehen von meinem Interesse für die Realisierung, muss ich hier einfach ein wenig loswerden. Von überall dringen immer nur "ich bin dagegen" und "für ein Ende von" auf mich ein. Im Prinzip ist es dasselbe. Es bringt mich ein wenig auf, dass ebenso beständig keine kritische Auseinandersetzung mit den "dagegen"-Inhalten durchscheint oder ein substantielles "ich bin für" auftritt.

Tobt euch beim Zerfetzen ruhig aus... vielleicht kann ja jemand fundierte Antworten auf so manche Frage geben.

Die Beibehaltung der Studiengebühren ist ein gebrochenes Wahlversprechen - da widerspreche ich nicht.
Das betrifft jedoch nur SPÖ-Wähler. Für alle anderen sollte die Beibehaltung keine Überraschung sein.

Die fehlende Gegenleistung und stattdessen beständige Verschlechterung der Studien(platz)bedingungen sind eine Frechheit, da bin ich bei "euch".

In dem vorgeschlagenen Modell sind (für mich) jedoch auch Ansätze erkennbar.
Ich glaube nicht daran, dass irgendeine Demonstration auf Seiten der derzeitigen Regierung eine Umkehr bewegen wird. Demonstrationen werden schlicht und einfach nicht ernst (genug) genommen.

Ich frage mich welche Wirkung die Kehraktion haben sollte. Sprich mit welchem Statement wer erreicht werden sollte?

Ich musste ein wenig über die Ironie schmunzeln, dass ein Teil jener Studenten, die tagtäglich die Übungsräume vermüllen oder im Gang rauchen (auf den Boden aschen, Stummeln liegen lassen), freiwillig putzen sollten.

Wäre es nicht eine nachhaltigere - wenn auch unpolitische - Aktion größere Mistkübel für die Übungsräume zu organisieren?

Zurück zur Statementfrage. Ich bin auf eurer Seite, dass die 6 Euro in vielen Bereichen ein Lohndumping wären.
Der häufig genannte Bereich Hospiz kann ausbildungstechnisch nicht realisiert werden.
Bei der Nachhilfe rechnet es sich für keinen Studenten, von den marktüblichen Einnahmen und Bezahlung der Studiengebühren, auf diese Form des sozialen Dienstes umzusteigen.
Das Rote Kreuz (hier synonym für alle ähnlichen Organisationen) fiel auch mehrfach in den Diskussionen. In derartigen und auch anders orientierten Vereinigungen (politische, religiöse, unabhängige (Jugend)verbände, ...) sind jetzt schon sehr viele Studenten tätig - ehrenamtlich. Wird derartige Tätigkeit angerechnet, empfinde ich dies als Aufwertung - auch mit einer Umrechnung von 6 Euro. Natürlich stellt sich die Streitfrage ob ehrenamtliche Tätigkeit ehrenamtlich bleibt, wenn man dafür in irgendeiner Form entgolten wird. Nach meiner Erfahrung in NGO's werden ehrenamtliche Mitarbeiter als Selbstverständlichkeit empfunden, was sie absolut nicht sind - ganz im Gegenteil! Selbst ein einfaches Danke kann selten sein.
(Die Motive zu hinterfragen, die hinter der "Selbstlosigkeit" ehrenamtlich tätig zu werden stecken, bleibt jedem selbst überlassen.)
Ich kann die Zahl an Studenten, die in NGO's, politischen und religiösen Vereinigungen in irgendeiner Form sozial engagiert sind, nicht abschätzen. Wenn ich die Anzahl meines Bekanntenkreises hochrechne, muss es eine Menge sein. Bei den meisten davon (und mir) liegt die investierte Freizeit im Jahr über 120 Stunden. Als wirkliche Bezahlung kann ich daher eine derartige Abgeltung des Studiengebühren nicht sehen.
Können darüber hinaus noch andere Studenten motiviert werden, sich in dieser Form zu betätigen und eventuell nach dem Studium in der Organisation bleiben, hätten auch die (stets um Mitglieder kämpfenden/werbenden) Vereinigungen einen Gewinn dadurch.

Die Fragen, die dieser Vorschlag aufwirft, sind jedoch viel interessanter und bieten als Gegenstandpunkt sicher mehr Halt, als das einfache "ich bin dagegen".

Woher kommt das Geld für die Refundierung?
Ich gehe davon aus, dass - so wie bei studierendem Personal der univie - weiterhin für alle die Gebühr einzuzahlen ist, da "die Meldung zur Fortsetzung der Studien" daran gekoppelt ist. Die Option, dass aus dem Unibudget zurückgezahlt wird, schließe ich aus - damit würde das (jew. UNI) Jahresbudget unplanbar.
Wird der "Dienst an der Gemeinschaft" aus Steuergeldern gezahlt?

Der Verwaltungsapparat für die ganze Aktion muss erst geschaffen werden. Das lässt auf Arbeitsplätze hoffen, daneben kostet es auch Geld.
Wie werden die zur Wahl stehenden Dienste und Organisationen ausgewählt?
Wird es auch Möglichkeiten innerhalb der universitären Einrichtungen geben?
z.B: Aufkehren?
Als ernst gemeintes Beispiel würde mir hier die Bestandserweiterung des Onlinekataloges spontan einfallen.

Wenn der Staat das Geld für den Verwaltungsapparat, die Refundierungen und ein ausgebauteres Stipendiensystem aufwenden kann, wieso kann er das Geld nicht direkt an die Universitäten als Budget geben, statt der Studiengebühren?
Nur mal so als Gedankenexperiment: Jeder einzelne Student leistet diesen "Dienst", kann sich das Österreich leisten?
Decken die Studiengebühren von Austauschstudenten die Gehälter des Verwaltungsapparates?

Können Austauschstudenten auch an diesem Programm teilnehmen (zu á 120h im Semester)?
Es würde sie wahrscheinlich schneller einleben lassen und ihnen die Möglichkeit zu einem größeren sozialen Netzwerk geben.

Warum sollten männliche Studierende Präsenz-/Zivildienst leisten und Studiengebühren zahlen/einen alternativen Dienst leisten?
Wird man sich diese Zeiten anrechnen lassen können?
(Selbstverständlich nur neu geleistete, nicht im Nachhinein.)
Für 9 Monate Zivildienst zu á 30 Tage (je 24h) und der Umrechnung von 60h/Semester ergäbe das 108 Semester. Selbst wenn man nur die Hälfte davon rechnet (auch ein Zivi arbeitet nicht 24:7), sind das noch 27 Jahre Studium.
Sind diese "traditionellen" Dienst an der Gemeinschaft, weniger sozial weil die Leistenden ein wenig Geld dafür bekommen?

Muss die Möglichkeit einer Schwangerschaft Ausschlussargument für einen verpflichtenden sozialen Dienst sein?
Irgendwo habe ich mal das Pseudoargument gehört, es wäre gerecht, dass Frauen davon ausgenommen sind, weil sie ja auch schlechter verdienen und so früher ins Berufsleben einsteigen können, um diesen Nachteil auszugleichen.

Warum leisten nicht einfach alle einen Dienst (aus einer Auswahl) und dafür gibt's weder Studiengebühren noch Lohnvorstellungen von 6 Euro?
Das würde die Lehrlinge nicht benachteiligen, weil sie früher aus der Kette ausscheiden; nur "normale" Schulabgänger, die nicht studieren wollen wären damit benachteiligt.




Weil hier schon so viele Fragen stehen: Ist der ÖH-Beitrag Index-gebunden, weil er beharrlich steigt?
Zuletzt geändert von enira am Mi 27.Jun 2007, 15:36, insgesamt 1-mal geändert.
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Gabi
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Beitrag von Gabi »

Ja zuerst einmal: Gratulation für deinen Freundeskreis. Ich kenne nicht eine einzige Person, die ehrenamtlich arbeitet und damit wären das hochgerechnet 0 % aller Studenten... Ich glaub solche Hochrechnungen sind nicht sehr aussagekräftig.

Ansonsten: Ich persönlich hab schon öfter darüber nachgedacht, ehrenamtlich zu arbeiten. Bei mir haperts weder an der Motivation, noch an der Machbarkeit oder dem Geld, sondern einfach nur an der Hemmschwelle dazu. Würde man mich nun dazu zwangsbeglücken, indem man mir dafür die Studiengebühren erlässt, wäre ich auf der einen Seite geneigt, meinen Eltern diese finanzielle Belastung abzunehmen, auf der andern Seite rührt sich in mir aber auch ein extremer Trotz. Wie du selbst schon angesprochen hast, wird es erst einmal eine Menge Geld kosten, einen (neuen?) Verwaltungsapparat auf diese neue Situation einzustellen. Es wird mehr Personal benötigt werden etc. pp. Ich weiß ja nicht, wie viel Geld durch die Studiengebühren eingenommen wird, aber ich frage mich, ob sich ein solcher Aufwand dafür hält. Die Leute zu sozialen Diensten zu nötigen ist meines Erachtens der falsche Weg. Wenn sie wollen, dass sich mehr Leute ehrenamtlich engagieren, dann müssen sie dafür sorgen, dass selbige leichter zugänglich sind. Stichwort Öffentlichkeitsarbeit und Online-Präsenz.

Ich stimme zu, dass die Diskussion über die Studiengebühren zum Großteil schwerst unreflektiert stattfindet. Einfach nach dem Motto: "Na i wü nix dafia zoin. Ko des ned wer ondra tuan?" oder von mir aus auch: "Bildung muss frei zugänglich sein, ohne jede Barriere. Besonders für die finanziell Benachteiligten. Nicht, dass ich das zahlen wollen würde, aber irgendwoher wird das Geld schon kommen." - Denn ganz ehrlich: Ein guter Teil der Studenten hat sehr wohl die knapp 400 EUR pro Semester zur Verfügung. Wenn man jetzt eine Regelung finden würde, dass wer das Geld nicht hat, es auch nicht zahlen muss (Utopie olé), wären sicher diejenigen, dies doch zahlen müssten, die ersten die schrein: "Soziale Gerechtigkeit wollen wir schon - aber doch nicht auf unsere Kosten! Da gibts doch sicher irgendwelche bösen Schwerverdiener, die das für uns blechen können!" Nein, das Niveau gefällt mir um ehrlich zu sein auch nicht besonders.

Was mir allerdings auch alles andre als gefällt ist, dass die Studiengebühren nicht eine zusätzliche Einnahme der Universitäten sind, sondern einer Ersatz für Geld, das sie vom Bund nicht mehr gezahlt bekommen - zumindest so weit ich das verstanden hab. Würde man den Studenten, statt ihnen die Finanzierung der Unis aufs Aug zu drücken, für ihr Geld etwas entsprechendes bieten, hätte wahrscheinlich auch wieder niemand ein Problem damit. Wenn dafür allerdings die halbe Uni saniert wird (ohne dass ich jetzt wüsste, woher das Geld tatsächlich genommen wurde) empfind ich das persönlich als Frechheit. Besonders weil der Arkadenhof jetzt um Welten hässlicher ist als vorher und das Audimax sich nicht im Geringsten verbessert hat. Außen Hui und innen Pfui, fällt mir dazu nur ein. Die repräsentativen Räume werden "hübsch" hergerichtet und die Unterrichtsräume gammeln weiter fröhlich vor sich hin. Das ist Verarschung auf höchstem Niveau.

Vorsicht: Dieser Text ist vollgestopft mit Polemik, Einseitigkeit und z.T. nicht ganz ernst gemeinten Aussagen ;) Was ihr ernst nehmen wollt und was nicht, überlass ich charmanter Weise euch selbst.
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irene
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Beitrag von irene »

Die Putzaktion am Übungsraumgang war eine spontan geplante Sache der Strv/IG Germ - dementsprechend schwierig war es, alle rechtzeitig davon zu informieren - und war nicht dazu gedacht, großes mediales Aufsehen zu erregen ;)
Hier sollte nur ein institutsinternes Statement gesetzt werden. Die kleine "Performance" sollte halt zeigen, wie absurd die neue Regelung ist. Es wurden von den TeilnehmerInnen Honorarnoten ausgefüllt, die demnächst ans Bundeskanzleramt weitergeleitet werden, um zu sehen, ob das ganze schon greift ;)

@enira: Diese ganzen Fragen die neue Regelung betreffend, stellen wir uns auch alle - niemand ist richtig darüber informiert. Zeigt einmal mehr, wie wenig durchdacht das alles ist. Grundsätzlich ist ehrenamtliche Arbeit etwas tolles, nur als Alternative zu den Gebühren ist sie fehl am Platz, weil wiedermal sozial selektiv. Wer sichs leisten kann, zahlt weiter wie gehabt ein, wer sichs nicht leisten kann, wird wohl eher für 15 €/Stunde Nachhilfe geben als für nichtmal die Hälfte. Berufstätige Studierende oder Studierende mit Kindern (immerhin 10 %) hätten wohl auch kaum die Möglichkeit dazu. Die neue Regelung hilft niemandem weiter.

Zum Thema Studiengebühren kann ich nur sagen: bevor man überhaupt daran denkt, Studierende zahlen zu lassen, muss man 1.) radikale Verbesserungen an den Unis vornehmen (wieso soll man zahlen, wenn einem der Platz in den LVen nicht garantiert ist oder man am Boden sitzt??) 2.) das Stipendiensystem sanieren, ausbauen und es endlich mal der Inflation anpassen (war seit 1999 nicht mehr der Fall)
enira
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Beitrag von enira »

[classified as: jugendsünde einer (noch) unreifen virtuellen persönlichkeit]

In den meisten Punkten laufen unsere Meinungen zusammen.

@ Emilia Ragems

Wie kommt es zu Deiner Hemmschwelle, wenn es nicht an Deiner Motivation happert?

Hast Du Dir schon mal Gedanken darüber gemacht in welcher Richtung Du gerne etwas tun würdest (Kinder, Kranke, Alte, Integration, "Seelsorge",...)?
Das Feld ist sehr weit.
In der öffentlichen Werbung sind die meisten Organisationen nicht vertreten oder treten nur unscheinbar auf - ihr größtes Manko in der Gewinnung von Mitarbeitern und Wirkung. Im Internet sollte die Suche nach Info jedoch kein Problem sein. Für die Organisationen in die ich bisher Einblick hatte, lautet die Parole "wer kommt, ist dabei". In Kinder- und Jugendorganisationen kann das allerdings mitunter schwer sein.
Die mangelnde Öffentlichkeitsarbeit ist den Organisationen selbst zuzuschreiben bzw. ihr Unvermögen ihre bekannten Leistungen fest mit ihrem Namen zu verbinden; ein kleines Beispiel: Ihr erinnert Euch vielleicht noch an eine der Zeitschriften "Kleines Volk", "Spatzenpost", "Jugend in Österreich (JÖ)", "Topic" - nur, wer gibt sie heraus?

Zitat: "...einen (neuen?) Verwaltungsapparat..."
Kannst Du Dir einen "alten", der das übernimmt, vorstellen?
Wäre eine Refundierung über einen Leistungsnachweis vorgeschlagen worden, hätte, wie bei der Familienbeihilfe, das Finanzamt dafür herangezogen werden können.

Auch nach meinem Wissensstand sind die UNI-Budgets mit Einführung der Studiengebühren gekürzt worden.
Ist es denn überhaupt schon so weit, dass die Studiengebühren vollständig an den UNIs bleiben?

in punkto Unirenovierung bin ich auch ganz auf Deiner Seite - ob sie den Weg zw. Stiege 9 und 10? absichtlich weggelassen haben, um uns "unbewusst" daran zu hindern die Wiese zu betreten?

@ Irene:
Putzaktion:
Wie viele ward Ihr denn? Die Honorarnoten finde ich an sich eine gute Idee, sie schenkt mir zumindest einen Sinn hinter dem Ganzen. Eine Wirkung oder einen Effekt wird es in meinen Augen nicht haben.

Bei berufstätigen Studierenden stellt sich im Zusammenhang von Studiengebühren/sozialer Leistung zunächst die Frage in welchem Rahmen sie arbeiten gehen: a) um das Ganze Leben zu finanzieren oder b) rein das Studium (ohne Nebenkosten wie Wohnen, Nahrung,...). Das Zeitausmaß bei den arbeitenden Studenten ist ja doch sehr unterschiedlich. Ich selbst bin auch berufstätig und habe lange an der Frage gekiefelt, für was ich mich entscheiden würde, wenn es kommt - sprich was mir mehr Wert ist, mehr von meinem Gehalt oder mehr von meiner Freizeit zu haben.
Auf der anderen Seite bin ich jetzt schon ehrenamtlich tätig und je nach den Kriterien, die diese Ersatzleistung erfüllen muss, ändert sich _für mich_ im _besten Fall_, dass ich pro Semester mehr Geld zur Verfügung hätte.

Studierende mit Kindern sind ein guter Einwurf; über die hab ich mir auch noch keine Gedanken gemacht...
Fehlt uns nicht auch noch ein Kindergarten an der Uni? *schmunzelt*
Zuletzt geändert von enira am Mi 27.Jun 2007, 15:36, insgesamt 1-mal geändert.
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Gabi
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Beitrag von Gabi »

"Fehlt uns nicht auch noch ein Kindergarten an der Uni? *schmunzelt*"
Am Campus gibts wohl einen. Ist aber glaub ich gar nicht mal so billig...

Und wegen ehrenamtlicher Arbeit: Das eigentliche Problem ist, dass ich mir persönlich überhaupt nichts zutraue, auch wenn ich durch mich selbst immer wieder eines Besseren belehrt werde. Mit Kindern will ich im Grunde nicht wirklich etwas machen, bei alten Menschen bin ich mir auch nicht sicher und im Allgemeinen bin ich für den Umgang mit Menschen, die jemanden brauchen, wohl einfach zu seelisch instabil. Ich hatte mal überlegt zu den Samaritern zu gehn und sowas zu machen wie bei Festivals Pflaster und Ohrstöpsel verteilt. Aber wenn dann jemand Verletzter vor mir stehen würde, dann hätt ich einfach eine irrsinnige Versagensangst.

Gut, genug mein Seelenleben ausgebreitet *hust*

Und ich find irgendwie auch, dass man die Studiengebühren eher leistungsbasiert verlangen sollt. Auf der andern Seite, studiert jemand, der langsamer ist, auch länger und zahlt damit dann sowieso insgesamt mehr als jemand schnelles. Also wärs unsinnig mehr pro Semester zu verlangen, wenn jemand weniger gemacht hat. Also eine Abstufung der Studiengebühren selbst wäre sicher nicht gerecht.

Da stimmt schon eher, was die Irene schreibt: Stipendien gehören ausgebaut und es muss sichtbar werden, wo die Gebühren hinfließen.

Und wegen dem Weg zwischen Stiege 9 und 10: Da hast du sicher recht. Billiger psychologischer Trick. Auch dass der Rasen so makellos und sattgrün ist (schaut ziemlich künstlich und irgendwie grausig aus) spricht dafür. Dazu kann ich nur sagen: Die werden dann im Sommer schon sehn, was sie davon haben uns keine Wege mit Steinen gelegt zu haben. Die Trampelpfade werden schneller getreten sein, als die schaun können und dann werden sie sich auch die ganzen Hecken und Büsche zurückwünschen, die den Hof einmal so heimelig und schön gemacht haben! Was da jetzt noch an Pflanzen steht, ist einfach nur traurig. Alles halbtote Hybrid-Hälmchen, durchbrochen durch zwei oder drei einsam stehende Bäume, die jedes angenehmen Umfelds beraubt wurden.

Na gut, das hat aber wohl nix mehr mit den Studiengebühren zu tun ;)
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hvk
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Beitrag von hvk »

da hier generell längere kommentare sind, stelle ich einmal eine artikel von herbert lackner aus dem profil hier rein, der imo in einigen punkten sehr gut argumentiert; wobei imo das hauptproblem immer noch ist, dass die gebotene "leistung", die man für die studiengebühren bekommt, teilweise mangelhaft ist.

"Die Studiengebühren sind in Wahrheit ein Akt sozialer Gerechtigkeit.

Neue Kanzler hatten schon schönere Flitterwochen im Amt. Bis jetzt, jedenfalls, konnte Alfred Gusenbauer die mit der Kanzlerschaft einherkommende Würde nicht wirklich auskosten. Hämische Kommentare, verbitterte Genossen, laute Demonstranten unten vor der Tür – das schmerzt wohl auch einen, der an Schmerz gewöhnt ist.

Dabei überrascht, dass selbst Gusenbauers Parteifreunde die Beibehaltung der Studiengebühren und damit eine der wenigen Maßnahmen in diesem Regierungsprogramm kritisieren, die für mehr soziale Gerechtigkeit sorgen. Rein nach der Faktenlage wäre zu erwarten, dass eher die bürgerliche Volkspartei den universitären Bildungs-Selbstbehalt ablehnt, während ihn die Sozialdemokraten aus Gründen der Verteilungsgerechtigkeit womöglich sogar noch erhöhen wollten, verbunden mit einem etwas generöseren Stipendiensystem freilich.

Die über jeden Zweifel erhabenen Daten lieferte das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) schon 1996 in seiner denkwürdigen Studie über „Verteilungswirkungen von Transferleistungen“. Dass es keine frischeren Zahlen gibt, ist Queraussteiger Karl-Heinz Grasser zu verdanken, der sich aus guten Gründen weigerte, ein Update der Untersuchung zu ermöglichen: Verteilungsgerechtigkeit hatte schließlich zu einem guten Teil bei ihm ressortiert.

In der erwähnten Studie war der Wirtschaftsforscher Alois Guger zum eindeutigen Ergebnis gekommen, dass kostenloser Uni-Zugang eine schnurrende Geldverteilmaschine zugunsten der Besserverdienenden ist, und hatte dies durch üppiges Zahlenmaterial untermauert, das in seiner Tendenz auch heute noch gilt:

• Auf je 1000 Freiberuflerhaushalte entfielen demnach 286 Studenten, auf je 1000 Gewerbetreibende-Familien 157 Studenten und auf je 1000 Arbeiterhaushalte 26 Studenten.

• Im Durchschnitt gab der Staat pro Haushalt 6500 Schilling für die Hochschulbildung aus. Auf einen Arbeiterhaushalt entfielen weniger als 3000 Schilling, auf einen Unternehmerhaushalt 16.000 Schilling, während die universitäre Ausbildung von Sprösslingen aus gut verdienenden Freiberuflerfamilien mit durchschnittlich 30.000 Schilling pro Jahr aus Steuermitteln gefördert wurde.

• Womit der Fall eintritt, dass das unterste Einkommensdrittel 14 Prozent des Hochschulbudgets lukriert, das bestverdienende Drittel hingegen 55 Prozent einstreift.

Durch Studiengebühren – sie machen sieben Prozent der Gesamtausgaben aus – wird diese Verteilungs-Ungerechtigkeit zwar nicht beseitigt, aber etwas abgemildert.

Das soziale Problem besteht also – bei überschaubarer Höhe von 363 Euro im Halbjahr und entsprechenden Gebührenbefreiungen – nicht in den Studiengebühren selbst, sondern im Umstand, dass Legionen von Kindern aus ärmeren Haushalten meist gar nicht „in Gefahr“ kommen, solche zahlen zu müssen.

Die wahren Bildungsbarrieren türmen sich lange vor den Studiengebühren auf.

Es gibt eben hunderttausende Familien, in deren Bücherschrank bestenfalls das alte Kochbuch von der Oma und ein paar zufällig hereingeschneite Wälzer stehen; in denen keine Tageszeitung aufliegt, nicht einmal die mit dem kleinen Horizont; in denen nie ins Theater gegangen und kaum gereist wird; deren Wohnungen keine stille Ecke haben, in die man sich zurückziehen kann; wo Kommerzfernsehen vom Typ Super RTL und der „Musikantenstadl“ der einzige kulturelle Input sind: in denen die Eltern ihren Kindern also furchtbar wenig mitgeben können, weil sie selbst so furchtbar wenig mitbekommen haben – und das seit vielen Generationen.

Das sind die schier unüberwindlichen Barrieren, hinter denen sich Ungleichheit von Lebenschancen vermauert. Sie wenigstens teilweise abzutragen wäre eine wahrhaft große Aufgabe, würdig einer großen Koalition.

Alfred Gusenbauer ist zugutezuhalten, dass er die Grundproblematik erkannt und sie zu einem zentralen Thema der österreichischen Innenpolitik gemacht hat. Enttäuschend ist daher, wie vage die Absichtserklärungen im entsprechenden Kapitel des Koalitionspakts ausgefallen sind. Die Klassenschülerhöchstzahl von 25 wurde zum „Richtwert“ degradiert, über die Schaffung einer „Vorschule“ im letzten Kindergartenjahr wird vorerst – und das wohl jahrelang – eine Expertenrunde brüten; die Gesamtschule der 10- bis 15-Jährigen wird wieder einmal „evaluiert“, obwohl die entsprechenden Schulversuche seit fast drei Jahrzehnten laufen. Mehr individuelle Förderung von Schülern mit sprachlichen Defiziten wird zwar richtigerweise als Ziel definiert, zur Finanzierung dieser Maßnahme sagt der Pakt nichts.
Viele dieser Pläne dürften daher schon am Föderalismus scheitern, einem Hort der Unvernunft. Bund, Länder und Gemeinden können sich schließlich kommod den schwarzen Peter zuschieben, indem sie beteuern, sie hätten dies alles ohnehin gerne gemacht, aber fürs Geld wäre eben der jeweils andere zuständig gewesen. Auf der Strecke bliebe wieder die Chancengerechtigkeit.

Und das verdient – anders als die Studiengebühren – auch die schärfste Kritik."
Starbuck
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Beitrag von Starbuck »

kommentar am rande: ich arbeite auch freiwillig, bin in einem verein zur förderung eines rumänischen waisenhauses in der nähe von satumare (ehem. siebenbürgen). gilt das dann auch?
ich mach viel für die, sitze im vorstand vom vereien etc. und der verein ist ein österreichischer in zusammenarbeit mit einigen journalisten in rumänien.


hab mich heute nur über einen leserbrief zum grusl in der presse sehr amüsiert ....
"When you talk to God, they call it prayer. When God talks to you, they call it- Mulder
enira
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Beitrag von enira »

[classified as: jugendsünde einer (noch) unreifen virtuellen persönlichkeit]

Soweit ich es mitbekommen habe, sind die Kriterien für "was zählt und was nicht" noch nicht festgelegt. Zahlreiche (österreichische) Organisationen melden sich ja schon selbstständig. Gusenbauer spricht von einer "langen Liste" und von Seiten der ÖVP hab ich sowas wie "es sollte ein bildungsbezug gegeben sein" gehört.

____
@ Emilia:

Wenn Du Dich an einer Organisation wie den Samaritern beteiligst, würdest Du auch eine Ausbildung in Erste Hilfe bekommen. Das bedeutet nicht gleich, dass Du Sanitäter wirst.
Sprich, Dir würde die Angst vor "ich weiß nicht was ich tue" dort genommen werden.
Abgesehen davon sieht die rechtliche Situation beim Thema "Erste Hilfe" folgender Maßen aus:
Ein jeder ist verpflichtet sie zu leisten (und wenn es nur aus einem Anruf und dort bleiben besteht). Wenn das "Opfer" bei/durch Hilfemaßnahmen stirbt, kann der Helfer in keiner Weise belangt werden (vorausgesetzt der Helfer ist nicht der Täter...).

Kinder, Alte und Pflege scheinen mir die Hauptfelder für ehrenamtliche Arbeit zu sein.

Ein großes Feld sind noch Obdachlose. In diesem Bereich gibt es diverse selbsständige Vereine oder Einrichtungen, die in größere Organisationen eingebunden sind (z.B: Gruft, Caritas, Suppenausgaben, ...)
In diesem Bereich wird die Überwindung sicher nicht geringer sein...

Integration würde mir noch einfallen. Vorallem im Bereich des Spracherwerbs würde sich hier wohl auch das Feld mit dem größten Wechselwirkungspotential für Germanisten ergeben.

_____
Als nächstes fallen uns unsere "Ausbildner" mal wieder ins Kreuz: Rektoren - Unis sollen Studenten auswählen dürfen
http://science.orf.at/science/news/147061
Zuletzt geändert von enira am Mi 27.Jun 2007, 15:36, insgesamt 1-mal geändert.
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Gabi
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Beitrag von Gabi »

Wegen dem Artikel auf orf.at:
Ich find das Fördern der "Selbstselektion" an sich eine sehr gute Sache! Allerdings funktioniert das halt auch nur bedingt... Beim Architekturstudium an der TU-Wien gibts einen einwöchigen Orientierungskurs, den man benotet bekommt. Ich hab damals ein Gut bekommen und das Studium trotzdem nicht länger als zwei Jahre gemacht und abgebrochen. Manchmal überleg ich noch, ob ich nicht doch noch schnell den Bachelor mach, auf der andern Seite ist das halt wirklich nicht wenig Aufwand bei Architektur. (Sollte euch jemand mal vorwerfen, Geisteswissenschaften seien ein einfaches Studium, dann versucht demjenigen besser nicht zu widersprechen...)

Also Selbstselektion ja, aber vielleicht wärs sinnvoller, die Selektion des Studiums und nicht der Studenten zu fördern... Also dass man den Leuten hilft, sich für ein Studium zu entscheiden und nicht dagegen.

Den Artikel ausm Profil find ich einerseits interessant, auf der andern Seite denk ich mir: Statistiken sagen immer nur das aus, was der jeweilige Statistiker damit bewiesen haben will. Wirklich, immer. Im Grunde genommen verkommt damit jede Statistik zur Lüge. Aber das ist eh ein alter Hut... Und dass man die Studiengebühren, die in Wirklichkeit - wie ich mein - das Staatsbudget aufbessern sollen, als soziale Gerechtigkeit hinstellt, ist ja wohl der Gipfel der Frechheit!
Erfolgreich abgeschlossen Ende 2011 \o/ dementsprechend selten online
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