Berlin
Verfasst: Mo 15.Mai 2006, 18:54
Seit knapp zwei Monaten bin ich nun schon in Berlin. Mittlerweile wurde ich schon gefragt, ob Deutschland für mich überhaupt Ausland ist, ob ich aus der Schweiz oder aus Bayern komm, ob bei uns die Deutsche Bahn fährt, und und und...
Ich hab leider aufgehört, mich vernünftig zu verabschieden. Das obligatorische "Tschühüß!" hat sich schon in meinen Alltagsgebrauch eingeschlichen. Wenn ich mich mit meinem sonst üblichen "Ciao, baba!" verabschiedet hab, bekom ich zu hören, dass der angesprochene nicht mein Vater sei.
Die erste Reaktion ist meistens, dass mein "Dialekt" so niedlich sei. Debatten darüber, ob Österreichisch eine Hochsprache sei, oder ob das, was ich spreche eine Mundart respektive Umgangssprache und eben kein Dialekt sei, waren umsonst.
An Berlin im Speziellen hat es mich sehr gefreut, einmal in den Rücken gehupt zu bekommen. Der Grund: Es steht zwar nirgends angeschrieben, es weist einen auch keine Sau darauf hin, geschweigedenn der Busfahrer, der einen eine gute Minute lang wie eine kranke Kuh beäugt ohne ein Wort zu sagen - aber man steigt hier in den Bussen ausschließlich bei den hinteren Türen aus und eben bei den vorderen ein. Damit wollen sie Kontrolleure sparen, denn man muss beim Einsteigen sein Ticket dem Fahrer zeigen. Außerdem sind die meisten U-Bahnlinien schmäler, man sitzt direkt mit dem Rücken an den Außenwänden der Wagons und schaut einem Gegenüber ins Gesicht.
Von der Bausubstanz her ist Berlin eine Stadt der Gegensätze. So steht zum Beispiel dem Berliner Dom direkt gegenüber ein abbruchreifes Gebäude, auf dessen Gläsern so geistreiche Sprüche wie "I love..." gesprayt sind. Liebhaber von Grafittis werden hier auch auf ihre Kosten kommen, auch wenn die wirklich guten eher rar gesät sind. Aber das haben Grafittis wohl allgemein so an sich. Was einem auch gleich ins Auge fällt sind die riesigen Flächen, die frei liegen. In den einzelnen Zentren - denn das Zentrum gibt es im Grunde genommen nicht - sind breite Straßen angelegt und meist auch noch großzügige Grünstreifen oder kleine Parks. Ich fand es auch ziemlich schockierend, wie weit die Stadtgrenze hinausreicht. Als ich dann allerdings das letzte Mal in Wien war wurde mir bewusst, dass Wien am Stadtrand auch nicht mehr einer Metropole gleich kommt.
Auffällig fand ich auch, dass es hier an den Ampeln keine Zebrastreifen gibt, sondern bloß linierte Begrenzungen. Außerdem gibt es zumindest drei verschiedene Arten von "Ampelmännchen", wobei dieser Name glaube ich für das Aktuellste im Speziellen gebraucht wird und es sogar einen Laden gibt, in dem sie Produkte mit Aufdrucken davon verkaufen. Die Gehsteige und Radwege sind einheitlich gepflastert - zumindest hier im Westen, im Osten hab ich mich noch nicht so viel bewegt - und es scheint allgemein eine radfahrerfreundliche Stadt zu sein.
Fortgehtechnisch kann ich für Leute - die monotoner House und auch die knappen 10 EUR Eintritt nicht nicht abschreckt - das Weekend am Alexanderplatz empfehlen. Das ist ein Lokal im 12. Stock eines Bürogebäudes, man hat also eine atemberaubende Aussicht. Die Musik war allerdings wie gesagt zwar aushaltbar aber für meinen Geschmack etwas zu einseitig.
Die Rost- und Silberlaube der FU-Berlin ist systematisch angelegt. Es gibt die Gänge J bis L und die Straßen 24 bis 32. Daraus entwickelt sich ein Gitter von Gängen, das Gebäude ist zweistöckig, also ein EG und ein OG. Wenn man also von einem Raum liest, dass er die schöne Nummer "JK 28/134" hat, dann bedeutet das, dass man ihn zwischen den Gängen J und K, in der Straße 28 im Erdgeschoß findet (Das Erdgeschoß erschließt sich aus dem Einser in 134; 234 wäre z.B. im ersten Stock). Wunderschön fand ich die Philologische Bibliothek, die von Lord Norman Foster gebaut wurde und sich von der Form her an ein Gehirn anlehnen soll, was sich im Namen "The Berlin Brain" ausdrückt. Fotos gibt es auf den Seiten der Philologischen Bibliothek der FU-Berlin.
So... Ich beantwort auch gern Fragen, falls es welche gibt. Mal sehen, was mir sonst noch so alles einfällt...
Ich hab leider aufgehört, mich vernünftig zu verabschieden. Das obligatorische "Tschühüß!" hat sich schon in meinen Alltagsgebrauch eingeschlichen. Wenn ich mich mit meinem sonst üblichen "Ciao, baba!" verabschiedet hab, bekom ich zu hören, dass der angesprochene nicht mein Vater sei.
Die erste Reaktion ist meistens, dass mein "Dialekt" so niedlich sei. Debatten darüber, ob Österreichisch eine Hochsprache sei, oder ob das, was ich spreche eine Mundart respektive Umgangssprache und eben kein Dialekt sei, waren umsonst.
An Berlin im Speziellen hat es mich sehr gefreut, einmal in den Rücken gehupt zu bekommen. Der Grund: Es steht zwar nirgends angeschrieben, es weist einen auch keine Sau darauf hin, geschweigedenn der Busfahrer, der einen eine gute Minute lang wie eine kranke Kuh beäugt ohne ein Wort zu sagen - aber man steigt hier in den Bussen ausschließlich bei den hinteren Türen aus und eben bei den vorderen ein. Damit wollen sie Kontrolleure sparen, denn man muss beim Einsteigen sein Ticket dem Fahrer zeigen. Außerdem sind die meisten U-Bahnlinien schmäler, man sitzt direkt mit dem Rücken an den Außenwänden der Wagons und schaut einem Gegenüber ins Gesicht.
Von der Bausubstanz her ist Berlin eine Stadt der Gegensätze. So steht zum Beispiel dem Berliner Dom direkt gegenüber ein abbruchreifes Gebäude, auf dessen Gläsern so geistreiche Sprüche wie "I love..." gesprayt sind. Liebhaber von Grafittis werden hier auch auf ihre Kosten kommen, auch wenn die wirklich guten eher rar gesät sind. Aber das haben Grafittis wohl allgemein so an sich. Was einem auch gleich ins Auge fällt sind die riesigen Flächen, die frei liegen. In den einzelnen Zentren - denn das Zentrum gibt es im Grunde genommen nicht - sind breite Straßen angelegt und meist auch noch großzügige Grünstreifen oder kleine Parks. Ich fand es auch ziemlich schockierend, wie weit die Stadtgrenze hinausreicht. Als ich dann allerdings das letzte Mal in Wien war wurde mir bewusst, dass Wien am Stadtrand auch nicht mehr einer Metropole gleich kommt.
Auffällig fand ich auch, dass es hier an den Ampeln keine Zebrastreifen gibt, sondern bloß linierte Begrenzungen. Außerdem gibt es zumindest drei verschiedene Arten von "Ampelmännchen", wobei dieser Name glaube ich für das Aktuellste im Speziellen gebraucht wird und es sogar einen Laden gibt, in dem sie Produkte mit Aufdrucken davon verkaufen. Die Gehsteige und Radwege sind einheitlich gepflastert - zumindest hier im Westen, im Osten hab ich mich noch nicht so viel bewegt - und es scheint allgemein eine radfahrerfreundliche Stadt zu sein.
Fortgehtechnisch kann ich für Leute - die monotoner House und auch die knappen 10 EUR Eintritt nicht nicht abschreckt - das Weekend am Alexanderplatz empfehlen. Das ist ein Lokal im 12. Stock eines Bürogebäudes, man hat also eine atemberaubende Aussicht. Die Musik war allerdings wie gesagt zwar aushaltbar aber für meinen Geschmack etwas zu einseitig.
Die Rost- und Silberlaube der FU-Berlin ist systematisch angelegt. Es gibt die Gänge J bis L und die Straßen 24 bis 32. Daraus entwickelt sich ein Gitter von Gängen, das Gebäude ist zweistöckig, also ein EG und ein OG. Wenn man also von einem Raum liest, dass er die schöne Nummer "JK 28/134" hat, dann bedeutet das, dass man ihn zwischen den Gängen J und K, in der Straße 28 im Erdgeschoß findet (Das Erdgeschoß erschließt sich aus dem Einser in 134; 234 wäre z.B. im ersten Stock). Wunderschön fand ich die Philologische Bibliothek, die von Lord Norman Foster gebaut wurde und sich von der Form her an ein Gehirn anlehnen soll, was sich im Namen "The Berlin Brain" ausdrückt. Fotos gibt es auf den Seiten der Philologischen Bibliothek der FU-Berlin.
So... Ich beantwort auch gern Fragen, falls es welche gibt. Mal sehen, was mir sonst noch so alles einfällt...