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Was kann man eigentlich mit LA weniger werden als mit Dipl.?
Verfasst: Fr 31.Jul 2009, 11:32
von In-sei-da
Wenn man nu Lehramt studiert und später ned Lehrer werden will bzw. nach dem Probejahr feststellt, dass der Beruf ganz anders aussieht, als man den sich ein Studienleben lang vorgestellt hat, hat man dann umsonst studiert?
Anders gefragt: hat man als Dipl.stud. besser Aussichten auf einen Beruf danach, als wenn man Lehramt studiert hat und nicht Lehrer sein will?
Die meisten Dipl.stud., die mal bei mir im Büro waren (und ab und an verirren sich ja Studierende zu mir
) sehen sich oft mit der Frage konfrontiert, was sie nach dem Studium eigentlich vorhaben, zu machen. Und ob sie dafür zwingend das Germstudium brauchen. Klar, man studiert´s, weil´s einen interessiert. Ich will das auch um Gottes Willen niemand madig machen (schließlich lebe ich irgendwie ja auch davon), aber ich frage mich in letzter Zeit immer öfter, was man mit einem Diplom eigentlich mehr machen kann als mit dem Lehramt (wenn man ned Lehrer werden will). Daher auch die zwei einführenden Fragen und der Thread überhaupt.
Re: Was kann man eigentlich mit LA weniger werden als mit Dipl.?
Verfasst: Fr 31.Jul 2009, 12:16
von gedankenreich
(bei der gelegenheit: kann ich auch mit einem diplom lehrerin werden? zb. in einer berufsbildenden schule - die praxisfächer werden auch von leuten unterrichtet, die nicht zwingend studiert haben - oder geht das alles nur unter der hand, aber offiziell.. blabla?)
Re: Was kann man eigentlich mit LA weniger werden als mit Dipl.?
Verfasst: Fr 31.Jul 2009, 15:39
von emu
gedankenreich hat geschrieben:(bei der gelegenheit: kann ich auch mit einem diplom lehrerin werden? zb. in einer berufsbildenden schule - die praxisfächer werden auch von leuten unterrichtet, die nicht zwingend studiert haben - oder geht das alles nur unter der hand, aber offiziell.. blabla?)
Keine Chance, bei Bedarf werden sogar eher Studierende des Unterrichtsfachs genommen. Für viele Gegenstände an berufsbildenden Schulen gibt es keine Lehramtsstudien. Deshalb empfehle ich ja allen, die ohnehin zwei passende Diplomstudien betreiben, doch um Himmels Willen den relativ geringen Mehraufwand nicht zu scheuen und etwa im Fall von Anglistik ein relativ sicheres berufliches Standbein zu haben.
Es ist sehr bedauerlich, dass es keine vernünftigen Untersuchungen gibt, was aus den Absolventinnen und Absolventen wird. Der größte Nachteil am Lehramtstudium dürfte das Image seiner Studierenden sein, ungefähr nach dem Gedankengang: Die studieren ohnehin nur auf Schmalspur (was ja nicht stimmt), und wollen ohnehin nur ein schönes Leben (was auch nicht stimmt), und wenn sie nicht in die Schule reinkommen, dann muss es sich um den schlimmsten Ausschuss handeln, und den wollen wir nicht. Was sich aber die sogenannte freie Wirtschaft wirklich dabei denkt, wenn sie Leute einstellt, ist in Österreich ein gut gehütetes Geheimnis, mehr als anekdotische Evidenz gibt es nicht.
Re: Was kann man eigentlich mit LA weniger werden als mit Dipl.?
Verfasst: Fr 31.Jul 2009, 17:15
von Despina
gedankenreich hat geschrieben:(bei der gelegenheit: kann ich auch mit einem diplom lehrerin werden? zb. in einer berufsbildenden schule - die praxisfächer werden auch von leuten unterrichtet, die nicht zwingend studiert haben - oder geht das alles nur unter der hand, aber offiziell.. blabla?)
Früher konnte man Spezialfächer auch ohne pädagogische Ausbildung unterrichten. Angehende Berufsschullehrer müssen aber mittlerweile auf der PH Wien die Ausbildung Berufschulpädagogik absolvieren.
Re: Was kann man eigentlich mit LA weniger werden als mit Dipl.?
Verfasst: Fr 31.Jul 2009, 19:05
von Despina
emu hat geschrieben: Deshalb empfehle ich ja allen, die ohnehin zwei passende Diplomstudien betreiben, doch um Himmels Willen den relativ geringen Mehraufwand nicht zu scheuen und etwa im Fall von Anglistik ein relativ sicheres berufliches Standbein zu haben.
Aus eigener Erfahrung kann ich dir in diesem Punkt nur zustimmen.
Habe einige Jahre als unterbezahlte Kraft bei wissenschaftlichen Projekten mitgearbeitet. Es störte mich anfangs auch nicht, aber je älter ich werde, desto mehr sehne ich mich doch nach einer fixen Arbeitsstelle. Mit 19 konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen Lehrerin zu werden. Jetzt unterrichte ich hin und wieder als DaF Trainerin Jugendliche und finde, dass es nichts Schöneres gibt. Ab Oktober bin ich wieder Studentin und hole das LA Studium nach. - Das hätte ich mir ersparen können, hätte ich gleich LA studiert.
Re: Was kann man eigentlich mit LA weniger werden als mit Dipl.?
Verfasst: Fr 31.Jul 2009, 19:47
von omsk
stocker hat ja in der vo praxisfelder behauptet, dass in den nächsten jahren eine pensionierungswelle bei deutschlehrern ansteht. da sind offenbar viele im gleichen alter. die wirtschaftswissenschaften sprechen in diesem zusammenhang angeblich vom "schweinezyklus".
ich war selber schon auf dem weg zum lehrer, allerdings sonderschule und nicht in ö. dort waren aber bereits im ersten abschnitt derart viele praxisstunden gefordert, dass mir schnell klar war, dass unterrichten nicht meins ist. ich kenne die hiesigen aktuellen praxisanforderungen für angehende deutschlehrer nicht, hoffe aber, dass sie früh greifen. schließlich will man ja, dass den eigenen kindern, so es an der zeit ist, sprache und literatur von begabten, motivierten und geistreichen pädagogen vermittelt wird
Re: Was kann man eigentlich mit LA weniger werden als mit Dipl.?
Verfasst: Fr 31.Jul 2009, 20:37
von emu
omsk hat geschrieben:stocker hat ja in der vo praxisfelder behauptet, dass in den nächsten jahren eine pensionierungswelle bei deutschlehrern ansteht. da sind offenbar viele im gleichen alter. die wirtschaftswissenschaften sprechen in diesem zusammenhang angeblich vom "schweinezyklus".
Der Engpass dürfte nahe sein, im Herbst werden einige Studierende in niederösterreichischen Gymnasien aushelfen müssen. Der Grund liegt einerseits am Schweinezyklus, aber auch an den kleineren Klassen.
omsk hat geschrieben:ich kenne die hiesigen aktuellen praxisanforderungen für angehende deutschlehrer nicht, hoffe aber, dass sie früh greifen. schließlich will man ja, dass den eigenen kindern, so es an der zeit ist, sprache und literatur von begabten, motivierten und geistreichen pädagogen vermittelt wird
Es gibt wenig Praxis im Studium, aber ausreichend Möglichkeiten, die eigene Eignung zu überprüfen. Wohin zuviel Praxis führt, sieht man an den PHs.
Re: Was kann man eigentlich mit LA weniger werden als mit Dipl.?
Verfasst: Mo 03.Aug 2009, 17:30
von omsk
emu hat geschrieben:Wohin zuviel Praxis führt, sieht man an den PHs.
nämlich?
Re: Was kann man eigentlich mit LA weniger werden als mit Dipl.?
Verfasst: Mo 03.Aug 2009, 17:59
von emu
Die meisten Studierenden verfügen über zumindest zwölf Jahre Schulerfahrung, insofern muss das Berufsfeld wohl nicht mehr erkundet werden. Der Sinn des Studiums kann in pädagogischer Hinsicht ja nur darin liegen, den Rollenwechsel zu bewältigen, und gerade das verhindern frühe, intensive Praxiserfahrungen. Angehende Lehrerinnen und Lehrer müssen eine gewisse Distance zur eigenen Schulkarriere aufbauen, sonst reproduzieren sie im wesentlichen nur den Stil ihrer Lehrerinnen und Lehrer bzw. Ausbildnerinnen und Ausbildner.
Außerdem kosten Praxis und Pädagogik sehr viel Zeit, die an anderer Stelle fehlt, nämlich vor allem bei der Abstraktionsfähigkeit und dem fachlichen Teil. Obwohl das Studium an den PHs zeitaufwändig und auch anspruchsvoll ist, eine besondere intellektuelle Herausforderung scheinen die Fachwissenschaften nicht zu sein, recht viel mehr als nach der Matura weiß ein durchschnittlicher Deutschlehrer an Hauptschulen leider nicht. Der Einwand, dass man nicht Germanistik studieren muss, um Vierzehnjährige zu unterrichten, ist angesicht der sehr komplexen Aufgaben des Deutschunterrichts zynisch.
Sicher ist die LehrerInnenbildung insgesamt reformbedürftig (das war sie immer schon), aber mehr Praxis wird die Probleme nicht lösen.
Re: Was kann man eigentlich mit LA weniger werden als mit Dipl.?
Verfasst: Mo 03.Aug 2009, 18:59
von apeters
ja, die la-ausbildung ist reformbedürftig.
am sinnvollsten wäre es jedoch, anstatt mehr praxiserfahrungen zu fordern, überhaupt praxiserfahrungen anzubieten. das studium "deutsch als unterrichtsfach" kann man absolvieren, ohne eine einzige praxisstunde (die entwicklung von irgendwelchen theoretischen unterrichtsmodellen in den fd-seminaren, die niemals praktisch erprobt werden, zähle ich nicht dazu) absolviert zu haben (lediglich für den pädagogischen teil ist es notwendig, zumindest für das fap ein semester lang praxiserfahrungen zu sammeln)...
zum leidigen thema ph und uni: ich bin grundsätzlich kein freund der zweigleisigen ausbildung (bis heute hat mir noch keine/r einen sinnvollen grund nennen können, warum für eine gymnasium-unterstufe eine uni-ausbildung und für eine hauptschule eine ph-ausbildung erforderlich ist). und ich finde es dreist, den ph-studierenden vorzuwerfen, sie studieren 3 jahre "umsonst", denn genau das ist damit gemeint, wenn ihnen ein der matura entsprechendes fachliches niveau attestiert wird. ich weiß, dies ist eine endlose diskussion. näher will ich auch gar nicht darauf eingehen.
sinnvoll wäre für mich eine kombination der beiden ausbildungsrichtungen (momentan sind es wirklich "richtungen", doch wozu eigentlich?)
doch abschließend kurz zum eigentlichen thema des threads. auch ich weiß nicht wirklich, ob das diplom-studium germanistik tatsächlich andere oder gar mehr möglichkeiten als das la-studium bietet. im gegenteil: wie schon weiter oben gesagt wurde, lässt es das österreichische schulsystem nur in absoluten notfällen zu (die kaum eintreten, schon gar nicht in fächern wie deutsch), dass man ohne la-studium ein unterrichtsfach unterrichten darf. ob sinnvoll oder nicht, müsste an anderer stelle diskutiert werden.
dennoch muss man sich darüber im klaren sein, was es bedeutet zu unterrichten. dafür braucht man aber praxis und die gelegenheit sich selbst auszutesten - auf das fach, auf den raum schule und auf die menschen (schülerinnen, schüler, ...) dies ist im moment nicht möglich und das ist sehr bedauerlich
Re: Was kann man eigentlich mit LA weniger werden als mit Dipl.?
Verfasst: Mo 03.Aug 2009, 19:51
von emu
apeters hat geschrieben:am sinnvollsten wäre es jedoch, anstatt mehr praxiserfahrungen zu fordern, überhaupt praxiserfahrungen anzubieten. das studium "deutsch als unterrichtsfach" kann man absolvieren, ohne eine einzige praxisstunde (die entwicklung von irgendwelchen theoretischen unterrichtsmodellen in den fd-seminaren, die niemals praktisch erprobt werden, zähle ich nicht dazu) absolviert zu haben (lediglich für den pädagogischen teil ist es notwendig, zumindest für das fap ein semester lang praxiserfahrungen zu sammeln)...
Erstens ist das universitäre Lehramtsstudium zweiphasig, das Unterrichtspraktikum gehört zur Ausbildung. Zweitens sind PÄP und FAP trotz ihrer Mängel viel besser als ihr Ruf, und geben ausreichend Möglichkeiten, sich im Berufsfeld zu verorten. Drittens ist ist Fachdidaktik eben Fachdidaktik und keine Pseudopraxis. Viertens fällt es auch in die Eigenverantwortung der Studierenden, ihre formalen Studien zu ergänzen.
apeters hat geschrieben:zum leidigen thema ph und uni: ich bin grundsätzlich kein freund der zweigleisigen ausbildung (bis heute hat mir noch keine/r einen sinnvollen grund nennen können, warum für eine gymnasium-unterstufe eine uni-ausbildung und für eine hauptschule eine ph-ausbildung erforderlich ist)
Aus historischer Perspektive lässt sich die Entwicklung gut begründen, dass Österreich und die Schweiz im Gegensatz zu fast allen deutschen Bundesländern noch immer keine volluniversitäre LehrerInnenbildung zusammengebracht haben, lässt sich nur mit der zunehmend weltfremden Haltung der ÖVP begründen.
apeters hat geschrieben:und ich finde es dreist, den ph-studierenden vorzuwerfen, sie studieren 3 jahre "umsonst", denn genau das ist damit gemeint, wenn ihnen ein der matura entsprechendes fachliches niveau attestiert wird.
Ich habe weder geschrieben noch gemeint, dass sie umsonst studieren, eine fundierte fachliche Ausbildung gibt es an der Pädagogischen Hochschule aber nicht. Das werfe ich weder Studierenden noch Lehrenden vor, sondern ausschließlich einer seltsamen Bildungsideologie, die es nicht für nötig erachtet, den Lehrkräften an Pflichtschulen eine vernünftige fachliche Bildung, die nicht immer unter fachdidaktischen Gesichtspunkten steht, zuzumuten.
Die Kolleginnen und Kollegen an den Pflichtschulen leisten trotzdem sehr gute Arbeit, aber ihren unbestrittenen pädagogischen Fähigkeiten finden in ihrem fachlichen Wissen eben oft nicht die notwendige Entsprechung. Umgekehrt könnte eine Umgestaltung der Lehramtsstudien den Lehrkräften an AHS und BHS enorm in der praktischen Arbeit helfen.
apeters hat geschrieben:sinnvoll wäre für mich eine kombination der beiden ausbildungsrichtungen (momentan sind es wirklich "richtungen", doch wozu eigentlich?)
Das klingt alles sehr nach österreichischer Lösung und so wird es in ein paar Jahren auch kommen, die Arbeitskreise tagen ja schon.
apeters hat geschrieben:dennoch muss man sich darüber im klaren sein, was es bedeutet zu unterrichten. dafür braucht man aber praxis und die gelegenheit sich selbst auszutesten - auf das fach, auf den raum schule und auf die menschen (schülerinnen, schüler, ...) dies ist im moment nicht möglich und das ist sehr bedauerlich
Selbstselektion funktioniert nur sehr beschränkt, glaubt man der einschlägigen erziehungswissenschaftlichen Forschung. Außerdem liegt diesem Gedanken die Vorstellung zugrunde, man könne am Anfang des Studiums bereits klar die eigenen bzw. sogar fremde Fähigkeiten einschätzen. Das ist so einfach nicht wahr.