Das GermForum

Hab hier ein exzellentes Beispiel für eine Danksagung gefunden, an das man sich stilistisch und orthographisch ohne Bedenken anlehnen kann/sollte. Besonders das emotionale Ende scheint mir äußerst nachahmungswürdig zu sein.

http://www.dgss.de/abschlussarbeiten/0006-manns.pdf

Vor allem und ganz besonders danke ich meinen Eltern, die mir das Posting emotional und intellektuell ermöglicht haben, vielen Dank, dass ihr mich alle unterstütze habt! Besonders Herr Titze! ICH LIEBE EUCH ALLE! KARLI DU BIST DER BESTE!

hab ich schon schlimmeres gesehen:

kosenamen und dahinter stets brav mindestens drei ausrufezeichen.

Es kann nicht jeder so kuhl sein wie Rainald Goetz (»Dankanbruderundsoweiter«).

ist das eine ECHTE DA?!

ja, die ist echt. diese dame ist magister. hat also einen akademischen titel.

Also ich persönlich würde es nicht so machen/schreiben, aber mein Gott, wenn die Dame ihre Gefühle irgendwo verewigen möchte, dann soll sie. Verstehe die ganze Aufregung eigentlich nicht.

An dieser Stelle fällt mir MMag. H. an, die an unserer schönen Universität sinnigerweise wissenschaftliches Schreiben lehrt, und zwei Diplomarbeiten im Abstand von einigen Jahren verfasst hat. Besonders die zweite ist auch sehr lesenswert, handelt es sich doch um eine umfangreiche Darstellung (mit psychoanalytischer Deutung) des Kinderwagens. In der ersten geht es gewissermaßen darum, wie verräterisch die Sprache ist und welche Subtexte transportiert werden. Als finale Verschmelzung konnten sehr anschaulich die zwischenzeitliche Scheidung und ihre emotionalen Konsequenzen herausgelesen werden (Widmung, Lebenslauf, sogar am Sprachduktus).

Daher: Danken Sie Leuten, von denen Sie realistischerweise nie mehr loskommen. Idealerweise den Eltern.

Interessant wäre auch eine Anti-Danksagung bzw eine Danksagung an die eigene Person.

Dies stelle ich mir in etwa wie folgt vor:
"Ich danke niemandem. Ihr wart alle nicht hilfreich, keiner von euch Säcken hat mich unterstützt, mir geholfen oder sich für meine DA oder meine Person interessiert. Möge euch der Teufel holen!"

Oder hier die puristischere Variante:
"Ich danke niemandem, die folgende DA habe ich schließlich allein geschrieben. Fuck you all."

Der Dame kann geholfen werden:

»Last but not least danke ich Ellen Erdmann, die weder meine Strümpfe stopfte noch meine Manuskripte tippte und sich bis heute nur wenig für die Geschichte der Düsseldorfer Handwerker interessiert. Dieses Buch hätte gut ohne sie geschrieben werden können; es wäre nur eher fertig geworden«. (Friedrich Lenger: Zwischen Kleinbürgertum und Proletariat. Studien zur Sozialgeschichte d. Düsseldorfer Handwerker 1816–1878. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 1986)

lustig, emo, dass ich just bei jener frau h. besagten kurs besucht hab und mich ihre unfehlbarkeit doch schon arg geärgert hat. und ihre "coolheit" . aber gut, das ist persönlich.

Ich kenne H. von drei Lehrveranstaltungen, schätze ihre Perspektive, bezweifle aber manchmal, ob es angebracht ist, sie als Expertin für eh alles zu verwenden. Immerhin bereichert sie das etwas esoterische Vorlesungsverzeichnis am nämlichen Institut. Im Sinne der Psychohygiene ist es vielleicht empfehlenswert, die zweite Diplomarbeit im Bewusstsein zu lesen, dass sie zu diesem Zeitpunkt bereites gelehrt hat. Das mildert überzogene Ansprüche an die eigenen Werke.

emu hat geschrieben:Es kann nicht jeder so kuhl sein wie Rainald Goetz (»Dankanbruderundsoweiter«).

Rainald Goetz