Hallo,
ich hab Literaturtheorie letztes Sem bei der Babka gemacht und ich kann dir sagen, dass das alles halb so wild ist. Sowohl der Zwischen- als auch der Schusstest sind wirklich gut schaffbar [bei unserer Gruppe war die schlechteste Note ein Befriedigend(!)]
Zu Lacan:
1) Das Spiegelstadium kann - psychoanalytisch gesehen- als Identifikation angesehen werden. Der Grund dafür ist, dass beim Säugling, der sich zum aller ersten Mal selbst sieht, eine Verwandlung stattfindet. Vor dem Spiegelstadium ist das Kind in seiner Wahrnehmung in Partialobjekte geteilt, d.h. es hat kein Gefühl für die Gesamtheit seines Körpers.
Erst diese Wahrnehmung des eigenen Ichs ermöglicht eine spätere Identifikation mit anderen Mitmenschen. Der Säugling ist zu diesem Zeitpunkt weder mototrisch noch sprachlich ausgereift, das Spiegelstadium ermöglicht also das Erkennen des eigenen Ichs im Spiegel, die Identifikation mit dem anderen. Das Spiegelstadium dient dazu eine Beziehung zwischen dem Organismus und seiner Realität, seiner Umwelt herzustellen.
Gäbe es das Spiegelstadium nicht, würde dem Säugling später das Verständnis für die Gesamtheit fehlen.
2.)Mensch = Subjekt, das von drei Elementen geprägt ist:
Das Imaginäre = das Spiegelstadium (setzt ca zwischem dem 6. - 8. Lebensmonat ein)
das Symbolische = Sprache als Struktur bzw. Ordnung, durch die sich das Subjekt definiert
Das Reale = NICHT die Realität, sondern der Bereich, der mit der Sprache nicht zu fassen ist, d.h. es ist unfassbar, unsagbar, nicht zu kontrollieren
Das Spiegelstadium setzt sich mit der Kategorie des Imaginären auseinander. Ein Kind im Alter von 6 bis 8 Monaten sieht sich selbst im Spiegel und erkennt das "Ich" als eine fremde äußerliche Gestalt. Das "Ich" identifiziert sich zwar mit dem ideellen Bild und will an seine Stelle treten, doch bleibt das Bild etwas Fremdes. Das "Ich" kann nicht an die Stelle des Anderen treten, da die Auslöschung des Anderen gleichzeitig zur Auslöschung des narzisstischen Subjekt führen würde.
Der Zwiespalt, der dadurch entseht, ist nur durch Sprache zu lösen, das Symbolische. Dieses ist als eine Struktur zu verstehen, in der das Subjekt vernetzt wird und die das Symbolische mit der Welt konfrontiert.
Das Subjekt definiert sich erst durch und in der Sprache des Anderen, in dem es auf eine Frage eine Antwort erhält. So weiß es erst, dass es als Subjekt existiert und erhält durch den Anderen die Bestätigung seiner eigenen "Nachricht".
Demnach klingt meiner Meinung nach diese Interpretation sehr schlüssig. Der Mensch erkennt sich selbst als Subjekt durch den Anderen, etwas Fremdes.
Ich muss dazu sagen, dass Lacan auch nicht mein "Steckenpferd" ist, aber wie Kirchhoff schon sagte: "Lacan verstehen ist Eingeweihten vorbehalten. Alle übrigen können nur ihre Eindrücke wiedergeben"
Lg